Nocturnal Culture Night
4.- 6.09.15
Kulturpark / Deutzen

An diesem ersten September-Wochenende jährte sich die Nocturnal Culture Night zum zehnten Mal. Sie ist mit den Jahren ordentlich gewachsen und der Veranstalter war mit den Ticketverkaufszahlen sehr zufrieden. Das diesjährige Festival war mit fast 60 Bands wieder größer als die bisherigen Jahre, womit der Gipfel aber nun erreicht sein dürfte, doch warten wir ab was das nächste Jahr bringen wird.

Bereits am Donnerstag startete eine Warm up Party für die früh angereisten und heimischen Fans des NCNs.

Am Freitag wurden die Zuhörer auf allen vier Bühnen schon mit unterschiedlichen Musikrichtungen und Klangfarben der Gothic-Szene empfangen. Erste Highlights auf der Hauptbühne war das Gothic-Urgestein aus Berlin – die „Merciful Nuns“ und darauf folgend „Die Krupps“, welche die Neue Deutsche Härte verkörpern. Trotz einiger technischen Probleme verloren sie nicht ihre gute Laune und gaben wie immer ihr Bestes.

 

Den Samstag eröffneten „Telemark“ auf der Parkbühne, wo Elliot Berlin als gewandter Gitarrist und Sänger einen guten Start ins Partywochenende vorlegte. Ganze 26 Bands spielten heute auf vier Bühnen verteilt um die Gunst der Zuhörer. Aufgrund der hohen Besucherzahl waren auch alle Bühnen und Konzerte recht gut besucht und man konnte zwischen verschiedenen Acts oder Umbau- Pausen zu verschiedenen angebotenen Musikprogrammen wechseln. Hierbei fielen mir u.a. „Twice a man“ aus Schweden auf, die es schon seit den 80er Jahren gibt, aber nie explizit auf Clubkultur ausgerichtet waren und daher eher als Geheimtipp gelten.

Während gegen 20:00 die Hauptbühne und der Fotograben für „Agonoize“ mit Folie abgedeckt wurden, zogen einmal mehr die Regenwolken auf. Beim mitreißenden Konzert mit Frontmann Chris L. wurden die Zuhörer sowohl mit Blut als auch mit dicken Regentropfen bespritzt. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, was auch die Jungs von Agonoize mit Respekt zollten. Beim folgenden Konzert der Headliner des Abends „Oomph!“ war der Himmel wieder versöhnlich trocken. Mit der langjährigen Erfahrung auf großen Bühnen brachten die Jungs von „Oomph!“ das Publikum permanent in Schwung.

Als letzte Band des Samstags spielten auf der Kulturbühne vor einem dicht gedrängten Publikum die Dark Wave-Schweden von „Henric da la Cour“. Der dunkel-exponierte Sänger führte die Zuhörer mit seiner eindringlich-melodiösen Stimme zu dieser fortgeschrittenen Stunde in gotisch-düsterer Weise zum Ende des Konzertabends.

Für alle die noch nicht geschafft waren ging es bis 3:00 morgens mit der Aftershowparty auf der Parkbühne zur Sache.

Den Sonntag konnte man schon 11:40 vor der Hauptbühne mit „Weak“ beginnen. Eine weitere Band, die mit eingängig kraftvollem, elektronischen Sound durchaus in Erinnerung bleibt, war „Decoded Feedback“. Wie immer gut gelaunt und mit Freude an Fans und Musik brachte Sven Friedrich von Solar Fake seine bekannten Hits und Songs der neuen CD ebenfalls auf die Hauptbühne.

„Namnambulu“ scharte schon eine beträchtliche Menge an Fans vor die Parkbühne. Der Platz wurde aber viel zu klein für die danach folgende Band: „Das Ich“. Ein wie immer leicht bekleideter Stefan Ackermann beschwerte sich bei seinem Auftritt zunächst das es so schrecklich kalt war, aber nach kurzer Zeit hatte er sich und alle anwesenden Fans warm gesungen. Der Platz vor der Bühne war für eine Band dieses Formats wirklich viel zu klein, beim nächsten Mal lieber auf die Amphi Bühne verlegen!

Indess gehörte die Amphi-Bühne dem Headliner und zugleich letzten Akt des Abends: „Project Pitchfork“. Mit einer für Pitchfork-Verhältnisse gewaltigen Lichtshow und gleich drei Drummern brachte ein richtig gut gelaunter Peter Spilles die Zuhörer in Schwung. Und jedem seiner Befehle, wie „Arme hoch!“ folgten die Fans bedingungslos. Er begab sich in die Zuhörermenge und ließ die Fans der ersten Reihe den „Song of the winds“ fast komplett selbst in sein Mikro singen. So viel Spaß und Fannähe sieht man nicht so häufig bei Pitchfork-Mastermind Spilles! Nach dem Konzert und der Zugabe kamen die meisten Verantwortlichen des NCN auf die Bühne und bedankten sich bei den Fans und dem Initiator Holger Troisch für mittlerweile 10 Jahre NCN. Dafür gab es Standing Ovations und langanhaltenden Applaus. Das Gefühl, dass wir alle eine große schwarze Familie sind, war fast greifbar in der Luft. Es ist schon fast obligatorisch, dass wir auch nächstes Jahr wieder dabei sein wollen. Familie geht eben vor…

Ganz in diesem Sinne war ein Stand von „Die-Schwarze-Familie.net“ auf dem Festival vertreten. Hier war ein guter Treffpunkt für Eltern die mit ihren Kindern das Festival besuchten. Es gab verschiedene Bastelaktionen für die Kleinen und für die Großen gab es Autogrammstunden einiger Bands.

In der Nähe waren viele Bänke für einen großen Biergarten aufgestellt. Der wurde aufgrund des Wetters leider nicht sonderlich genutzt. Das Festivalwochenende war recht kühl und stürmisch. Regenwolken brachten vereinzelte, kurze und heftige Schauer über das Gelände. Und so mussten die Besucher immer wieder Unterschlupf suchen. Das gelang aber ganz gut, da die Weidenbogenbühne große Zeltplanen-Dächer hatte, an vielen Sitzbänken Sonnenschirme aufgespannt waren oder einfach das Blätterdach der vielen Bäume als Schutz diente.

Es gab auf dem Gelände eine großzügige Händlermeile mit vielen verschiedenen Shoppingmöglichkeiten, das angebotene Essen reichte von Steaks bis zu veganen Burgern und von Absinth bis Kaffee. Es war für jeden etwas dabei und für Genießer waren gleich mehrere Coctailstände verfügbar. Direkt ans Festivalgelände grenzte ein kleiner, aber schick hergerichteter Mittelaltermarkt, von dem immer wieder Dudelsäcke zu hören waren. Neben einem großen Campinggelände gab es für alle Besucher auch ausreichend Parkplätze. Das Festival war im ganzen Ort gut ausgeschildert, worin sich einmal mehr die Professionalität der Veranstalter zeigte. Leider wurde für die Toilettenbenutzung eine Gebühr von 50 Cent erhoben (oder man bekam eine 10er Karte für 3,50 €). Das führte eher dazu, dass im Dunkeln lieber die zahlreichen Bäume als stilles Örtchen benutzt wurden. Ob der Nutzen dieser Toiletten-Gebühren-Aktion das rechtfertigt, ist zumindest fraglich. Ansonsten war es ein sehr gelungenes und rundherum harmonisches Festivalwochenende. Hier möchte ich gerne Peter Spilles von Project Pitchfork zitieren: „Danke Deutzen!"



Freitag






Samstag
















Sonntag